Sonntag, 27. Mai 2018, 11 Uhr - Langsam trudelt die musikalische Elite der Wehrer Bevölkerung in ihr Vereinsheim, um sich für die Selfkantwanderplakette warm zu spielen…aber Moment mal, was heißt hier warm spielen?! Im Dorfzentrum hat sich die Temperatur über den Sonntagmorgen bereits auf gefühlte 30 Grad hochgeschraubt, so dass unseren Spielleuten schon warm genug ist…. mit Blick auf den Wetterbericht also Proben unter realistischen Wettkampfbedingungen.
Nach unserer Ankunft in Schalbruch verfinstert sich dann doch wieder der Himmel, so dass unsere „Ohne Jacke“ - Entscheidung kurz in Zweifel gezogen wird. Einige Kilometer später sind dann aber alle bis auf Mark froh, die Uniformjacke abgelegt zu haben, denn leichter Wind und der ein oder andere Regentropfen wirken im Hemd recht erfrischend auf dem nicht ganz so erfrischenden Weg durch Schalbruch und die Schalbrucher Feldwege drumherum.
Nach dem Festzug geht es dann auch schnell und gefühlte 1 ½ Kaltgetränke später stehen wir auch schon als Nummer 5 auf der Bühne. Unsere beiden Stücke „My Fair Lady“ und „Tarzan Selection“ laufen ordentlich, gespielt haben wir sie aber auch schon besser. Aber was soll’s…die Entscheidung der beiden Preisrichter, die im Selfkant ein Juroren-Abo zu haben scheinen, können wir eh nicht mehr beeinflussen. Vielleicht haben sie ja dieses Jahr ein Faible für grüne Uniformen oder weibliche Ausbilder oder aber sie müssen unsere Stücke einfach ein zweites Mal hören, um sie gut zu finden...und wenn nicht, dann eben nicht, zumal die Konkurrenz ja alles andere als schlecht ist.
Also ging die Warterei los, die wir uns bei anhaltendem Regen mit dem einen oder anderen Erfrischungsgetränk erträglicher machen konnten. Beim Selfkantmarsch gab es dann eine Premiere…erstmals trat eine Wehrer Fanfare im Festzelt an, um Bürgermeister Herbert Corsten beim Selfkantmarsch blasgewaltig zu unterstützen…der Auftritt sorgte zugleich für großes mediales Interesse, so dass der Verein aktuell prüft, ob man nicht eine musikalische Umstrukturierung zum Spielmanns- und Fanfarenzug Wehr hinbekommt.
Aber bleiben wir lieber bei den bewährten Instrumenten. Wie die Siegerehrung schließlich zeigen sollte, war in diesem Jahr auch nicht der Verein mit den Fanfaren ganz vorne, sondern ein Trommler- und Pfeiferkorps. „Viel Blau, ein bisschen Gelb, auch Rot ist dabei“…mit diesen Worten setzte unser Bürgermeister zur mittlerweile schon berühmtberüchtigten Farbenlehre à la Corsten an…die Verkündung der einzelnen Platzierungen erfolgte dann aber überraschend flott. Wie schon im Vorjahr zeigte das Trommler- und Pfeiferkorps Schalbruch eine Topleistung, holte sich damit aber diesmal im heimischen Festzelt verdient den 1. Platz. Zweiter wurde das Trommler-, Pfeifer- und Fanfarencorps Höngen. Der einzige Spielmannszug auf dem Treppchen waren dann leider nicht wir, sondern der Spielmannszug aus Saeffelen.
Da wir das Treppchen um vier Zähler verpasst haben, blieb uns letztlich nur der undankbare 4. Platz. Aber dank realistischer Selbsteinschätzung und neuer Schwerpunkte im Vereinsleben können wir auch damit zufrieden sein und sagen es mal op Kölsch: „Jönne könne, dat künne mer jot!“ Wer jetzt aber glaubt, dass wir die Plakette abgeschrieben haben, liegt falsch. Irgendwann werden wir es bestimmt auch nochmal packen …2017: Platz 5, 2018: Platz 4, 2019: ? …wir arbeiten dran ;-)
Nun sollte man meinen, dass nach der Preisverteilung am Sonntag die Luft raus war. Das mag bei manch einem vielleicht auch der Fall gewesen sein. Nicht aber bei uns! Wir feiern auch einen 4. Platz und so wurde es noch ein sehr stimmungsvoller und geselliger Abend in Schalbruch, an dem die letzten Wehrer dann zu ganz später Stunde fast noch das Zelt mit abgeschlossen hätten. Zurückblickend war es wieder mal ein schönes Fest mit toller Musik und verdienten und sympathischen Siegern aus Schalbruch. Schön war auch, dass die Spielmannskameraden aus Hillensberg - wenn auch außer Wertung - wieder dabei waren.
Am Folgetag ließen wir die Probe dann Probe sein, um uns der „Standpauke“ unserer Dirigenten zu stellen. Diese fiel natürlich wie immer freundlich und letztlich harmloser aus als gedacht, so dass wir zeitig und noch sehr, sehr lange zur geselligen und sehr lustigen Abendgestaltung übergehen konnten. Wat eh Wehr!